Auch wenn die Seite seit 2012 ruht, möchte ich doch noch mal flehen:
„Herr schmeiß Hirn herab!”
Seit 25 Jahren redet man von Energiewende. Was ist das Ergebnis?
Bis jetzt war es nur eine Stromwende, Umsetzung mehr schlecht als recht.
PV-Betreiber rühmen sich autark zu sein, nur weil sie das Stromnetz als virtuellen Speicher nutzen
(im Sommer wertlosen Strom ins Netz einspeisen, im Winter kostbaren Strom herausholen).
Ganz Deutschland benutzt das Ausland als Speicher (wertlosen Strom über die Grenze schieben,
teuren Strom wenn notwendig hereinholen) - wie lang wird das Ausland da mitmachen?
Aber hier geht es nicht um den Strom, sondern um die Wärme.
Was ist bis jetzt geschehen? Nichts! - Nein, nicht ganz.
Luftwärmepumpen werden eingebaut ohne Rücksicht auf Verluste (d.h. ob sinnvoll oder nicht)
und Kommunen müssen jetzt Wärmeplanungen machen.
Öl und Gas muss ersetzt werden bis 2045. Wie soll das gehen?
25 Jahre nichts getan, jetzt zehn Jahre planen und dann 10 Jahre lang Milliardengräber bauen?
Ein toller Plan. Mir wird ganz schlecht.
So werden jetzt überall Nah- und Fernwärme-Netze geplant, mit Holz als Brennstoff.
Und wenn man es ganz gut meint, dann noch unterstützt von Großwärmepumpen
- und viel Förderung.
Leute, gehts noch?
Wärmeleitungen haben Verluste !!!
Man muß fast doppelt soviel Wärme erzeugen wie beim Kunden ankommt.
Und Großwärmepumpen haben bei diesen Temperaturen eine Leistungszahl von max. 2,5
(obwohl high-tech vom Feinsten). Nachfolgende Leitungsverluste eingerechnet bleibt davon nur 1,5.
Das ist eine etwas effizientere Stromheizung, im Winter, mit Strom aus Kohle oder Erdgas (Stichwort Dunkelflaute).
Und riesige Server-Landschaften werden gekühlt durch das Verbrennen von Holz
(Adsorptions-Kälte) nicht ohne den Hinweis, das man alles mit erneuerbarer Energie macht.
Im Ernst? Ist das der Plan eines Industrielandes?
Auch Frankreich wurde mal abgeholzt - für die Seefahrt.
Ist jetzt Deutschland dran für die Wärmewende? Und was kommt danach?
Aber ich will nicht nur schimpfen, ich habe auch eine Alternative: Die „kalte Fernwärme”.
Seit 2007 habe ich die Seiten im Netz. Am Anfang hat es ein paar Studenten interessiert,
jetzt seit Jahren keinen mehr. Vielleicht haben es ja alle kapiert, nur ich habe nichts davon mitbekommen.
Leider nein.
Deshalb will ich hier nochmal die Unterschiede erklären:
Standard-Fernwärme = Hochtemperatur-Fernwärme:
Es gibt drei Funktionseinheiten: Heizhaus, Wärmeleitungen und die Übergabestationen bei den Kunden.
Im Heizhaus, der Zentrale steht ein Heizkessel, der Holz verbrennt (Hackgut oder Pellets).
Ihm zur Seite steht ein Gaskessel für Sommerbetrieb, Spitzenlast und Wartung oder Störung.
Vom Heizhaus geht die Wärme ins Netz zum Kunden = Wärmeabnehmer. Die Leitung muss
natürlich gut wärmegedämmt sein, sie ist ja mehrere hundert Meter bis einige Kilometer lang.
Bei Temperaturen von 80°C - 120°C im Vorlauf und 50°C im Rücklauf liegen die Verluste
bei 30 - 40 Watt/Meter bei den Hauszuführungen und bis zu 200 Watt/Meter bei den Hauptleitungen.
Je nach Netztopologie muss also 40 - 80 % mehr Wärme erzeugt werden als beim Kunden ankommt.
Beim Kunden ist es dafür ganz einfach. Über einen Wärmetauscher bekommt das Verteilnetz
im Haus die aktuell benötigte Temperatur. Ein Haus mit Fußbodenheizung braucht
z.B. ca. 30°C und kurz mal 65°C fürs Warmwasser.
Wir haben also 120°C losgeschickt um den Kunden mit 30°C zu versorgen, einfach "cool".
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„Kalte Fernwärme”, das wäre wirklich "cool":
Auch hier hat man (in der Basisversion) die drei Funktionseinheiten, die aber ganz anders aufgebaut sind.
Von der Zentrale aus wird Wärme ins Netz geschickt, jetzt aber nicht mit mehr als 80°C,
sondern mit nur ca. 15°C. Zur Erzeugung dieser Temperaturen gibt es viel mehr Möglichkeiten
und man muss im Vergleich zu oben auch nur die Hälfte an Wärme bereitstellen.
Bei der „kalten Fernwärme” braucht man keine aufwendig gedämmten Rohre in der Erde,
da Wasser mit ca. 10°C bis 15°C im Kreislauf ist. Das Wärmenetz ist nicht teurer
und hat kaum Verluste. Beim Wärmekunden reicht dann aber kein einfacher Wärmetauscher,
sondern eine kleine Wärmepumpe erzeugt die aktuell benötigten Temperaturen (mal 30°C, mal 60°C).
Sie ist nur unwesentlich teurer als eine normale Übergabestation.
Diese Wärmepumpen erreichen dann Leistungszahlen von 5 bis 8.
Die Wärmeleitung wird so nur mit ca. 4/5 belastet, da 1/5 der Wärme für den Kunden
aus dem Strom kommt (Definition der Leistungszahl).
Im Heizhaus muß jetzt also nicht mehr 160% der Nutzwärme bereitgestellt werden,
sondern nur noch 80%, also die Hälfte.
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Und die Vorteile nehmen kein Ende:
Der Boden wirkt als Zwischenspeicher.
Auch ein tagelanger Ausfall der Wärmeerzeugung kann überbrückt werden.
Wegen des niedrigen Temperaturniveaus kann jede Form von Sowieso-Wärme eingespeist werden:
Wärme aus Kühlanlagen, Abwärme aus Betrieben, Molkereien, Eishallen und Rechenzentren,
Wärme von entfernten Biogas- und Kollektoranlagen, auch von
Großwärmepumpen, jetzt aber mit Leistungszahlen von 6 bis 10. Und auch die Wärme
von HGÜ-Leitungen und Schmutzwasserkanälen kann hier zum Einsatz kommen.
Das Wärmenetz kann im Sommer zur effizienten Kühlung genutzt werden.
Mit einfachen Großspeichern läßt sich saisonale Wärme zwischenspeichern,
das verringert wiederum den Einsatz von Brennmaterial im Winter.
Mit einem BHKW (auch mit Pellets oder Hackgut) können die Wärmeabnehmer sogar mit dem
notwendigen Strom für die Wärmepumpen versorgt werden
(der öffentliche Strompreis spielt dann keine Rolle mehr).
Auch unsere Städte würden wir mit den Hochtemperaturleitungen nicht weiter aufheizen, sondern
mit max. 15°C eher kühl halten.
Kunden sind nicht mehr nur Wärmeabnehmer, sie können auch Wärme ins Netz übergeben, z.B.
aus Kühlanlagen oder Sonnenkollektoren. Das Netz wird dezentral, die Aufgabe der Zentrale ist
es dann eher die Einhaltung der Temperaturgrenzen sicher zu stellen.
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In der Basisversion braucht man also nur etwa die Hälfte des Brennstoffs
im Vergleich zur Standard-Fernwärme (bei ähnlichen Investitionskosten).
Je nach Standort und intelligenten Erweiterungen nur noch ein Viertel und im Endausbau
schließlich vielleicht nur ein Zehntel.
Einsparung von Brennstoff ist ja das Ziel bis 2045.
Aber dazu müßte man die Ingenieurbüros mal zum Nachdenken bringen, weg vom copy&paste.
„Das haben wir immer schon so gemacht. Und es gibt ja auch gute Förderungen dafür”.
Das ist am einfachsten. Geld verdienen ohne Nachdenken.
Und geht was schief, dann sind die anderen schuld.
Wir haben nur unseren Job gemacht. - Wirklich?
Und noch eins:
Hochtemperatur-Fernwärme später umbauen in „kalte Fernwärme” macht wenig Sinn.
Das wäre technisch wie ein kompletter Neubau.
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